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Retrospektive
Landvermessung #9 »Surviving Images« Jüdisches Leben im österreichischen Kino 1921–2021

Wie ein Weichbild der Geschichte muten jene österreichischen Filme an, die in den letzten 100 Jahren jüdisches Leben und die Erinnerung daran verewigt haben. Von den im Rückblick fast beklemmend prophetisch erscheinenden jüdischen Stummfilmen der 1920er-Jahre bis zum kinematographischen Gedächtnis, welches das neue österreichische Kino dem Vergessen und Verdrängen immer wieder mit Kraft und Beharrlichkeit entgegengesetzt hat. Österreich ist ohne seine jüdische Tradition und Identität, aber auch ohne die schonungslose Aufarbeitung des Gewesenen undenkbar. Davon zeugen nicht zuletzt die Filme dieser Landvermessung.

Von Ost nach West Jüdische Identität im österreichischen Film

Rund zwanzig Jahre vor der Shoa, dem beispiellosen Massenmord an der jüdischen Bevölkerung, wurde jüdisches Leben lebendiger und unmittelbarer als je zuvor in Filmen festgehalten. Vor allem auch der österreichische Stummfilm erwies sich dabei als wichtiges Medium für die Dokumentation dessen, was bald beinahe völlig ausgelöscht werden sollte. Surviving Images, Bilder, die überlebt haben, die in eine pulsierende österreichisch-jüdische Vergangenheit führen, sind heute die Nabelschnüre der Erinnerung.

Die in den Filmen sichtbar werdende jüdische Identität ist geprägt von einer historisch weit zurückreichenden Geschichte der Verfolgung und Vertreibung und einer andauernden Heimatlosigkeit. Vor allem die ostjüdische Bevölkerung lebte im Bewusstsein, überall, selbst im eigenen Schtetl, fremd zu sein. Während des Ersten Weltkrieges mussten rund 400.000 Jüdinnen und Juden aus Galizien und der Bukowina fliehen, viele davon kamen nach Wien. Die Befürchtung der alteingesessenen jüdischen Bevölkerung, dass diese Flüchtlingswelle den latenten Antisemitismus befeuern könnte, sollte sich bald bewahrheiten.

Als sich der 1878 im ukrainischen Odessa geborene und lange in den USA lebende Regisseur Sidney M. Goldin 1921 in Wien niederließ, wurde er unmittelbar mit den Kulturkonflikten rund um die von religiösen Traditionen geprägten ostjüdischen Migrant:innen konfrontiert. Goldin spürte offenbar die gesellschaftspolitische Brisanz und begann eine Produktion von Filmen mit explizit jüdischen Themen aufzuziehen. Nach den noch melodramatisch gehaltenen Streifen IHRE VERGANGENHEIT (AT 1921) und FÜHRE UNS NICHT IN VERSU- CHUNG (A 1922) rückte er mit OST UND WEST (A 1923) das große Thema der kulturellen Identität zwischen der Lebenswelt des ländlichen Ostens und des urbanen Westens ins Bild. Ein Geschäftsmann aus den USA reist mit seiner Tochter für eine Hochzeit in seine alte Heimat Galizien. Dort sorgen sie, die nicht einmal Hebräisch sprechen, für gehörige Irritationen. Nach einigen Missverständnissen liegt man sich am Ende in den Armen.

Im wirklichen Leben schien allerdings kaum noch Platz zu sein für solche versöhnlichen Momente. Denn der Film entsteht in der Atmosphäre des bereits eskalierenden Antisemitismus; seit 1923 finden in Wien immer häufiger antisemitische Demonstrationen statt. OST UND WEST wird dennoch ein großer Kassenerfolg und in ganz Europa gezeigt. Trotz oder gerade wegen der gesellschaftspolitischen Polarisierung avancierte Österreich neben Polen und der Sowjetunion zum damals wichtigsten Produktionszentrum für jüdische Filme.

1924 drehte Goldin mit JISKOR (AT 1924) in Wien einen weiteren Film, der in das jüdische Leben Galiziens zurückführt. Die Hauptrolle besetzte er mit Maurice Schwartz, dem Gründer des legendären Yiddish Art Theatre in New York. Am Grab des Juden Leibke referiert der Rabbi die dramatische Geschichte des Verstorbenen. Der Film erzählt in Rückblenden von Leibkes Martyrium und gibt schon einen düsteren Ausblick auf das Kommende: Die Standhaftigkeit Leibkes gegenüber der Liebe einer Gräfin wurde mit der Geiselhaft der jüdischen Gemeinde bestraft. Man vermeint, hier schon die blutige Zukunft zu sehen.

Noch klarer wurden die Folgen des Antisemitismus in DIE STADT OHNE JUDEN (R: Hans Karl Breslauer, AT 1924), einer Verfilmung des dystopischen Romans von Hugo Bettauer, vor Augen geführt. Dieser heute weltweit bekannteste österreichische Stummfilm sollte von der Wirklichkeit bald eingeholt und in trauriger Weise übertroffen werden. Kurz nach der Uraufführung des Streifens wurde Hugo Bettauer im März 1925 Opfer eines antisemitischen Attentats. Fast zeitgleich kam es zum Filmriss: Die kurze Blüte des jüdischen Stummfilms versiegte jäh – für viele Jahre blendeten die Kameras nun das jüdische Leben im österreichischen Kino aus. Noch mitten in der Schockstarre der Zäsur von 1945 rief DAS ANDERE LEBEN (R: Rudolf Steinboeck, AT 1948) das Schicksal der jüdischen Bevölkerung in Erinnerung. Die Geschichte um die vertauschte Identität zur Rettung einer Jüdin thematisiert offen den damals noch weitgehend tabuisierten Holocaust. Es folgten – auch im Kino – lange Jahre des Schweigens, Vergessens und Verdrängens.

1983 startete die Wiener Regisseurin Ruth Beckermann ihre kinematographische Spurensuche nach Verbindungslinien der Kulturen mit jüdischer Identität. Diese Landvermessung führte sie zunächst in das historische Zentrum des jüdischen Lebens in der Wiener Leopoldstadt. Im Dokumentarfilm WIEN RETOUR (AT 1983) erinnert sich Franz West an das Leben auf der Mazzesinsel. In DIE PAPIERENE BRÜCKE (AT 1987) begibt sich Beckermann dann auf eine Reise zu den Herkunfts- und Gedächtnisorten der Anfang des 20. Jahrhunderts nach Wien gekommenen jüdischen Bevölkerung. Wie schon in den 1920er-Jahren grassiert auch im Wien der 1980er-Jahre der Antisemitismus. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen.

Das filmische Gedächtnis der jüdischen Kultur und des jüdischen Lebens in Österreich zu befragen, mag auch zum Verständnis dafür beitragen, welche traumatische Erfahrung die Ereignisse des 7. Oktober 2023 in Israel gewesen sind. Die überlebenden Filmbilder der jüdischen Kultur vor 1938 und die audiovisuellen Zeugnisse der Überlebenden nach 1945 sind ein bleibendes Vermächtnis der Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts. Es zählt zur großen Verantwortung auch der Filmarchive, diese lebendi- gen Dokumente der Erinnerungskultur zu erhalten und immer wieder in die Öffentlichkeit zu tragen.

Mo, 3. Nov. - Mi, 3. Dez.
Do, 13.2., 20:30
Landvermessung #9
Gebürtig
1987, mitten in der Zeit der Waldheim-Affäre. Der jüdische Emigrant Hermann Gebirtig hat sich ein Leben als erfolgreicher Schlagerkomponist in New York aufgebaut und glaubt seine Vergangenheit längst hinter sich. Doch die Geschichte holt ihn ein, als ihn eine Journalistin aus Wien überredet, gegen einen ehemaligen KZ-Aufseher auszusagen. Wie umgehen mit dem Schatten, den das vergangene Grauen auf Gegenwart und Zukunft wirft? »Es ist kein Film über Vergangenheitsbewältigung, sondern über Gegenwa
Mi, 19.2., 20:00
Landvermessung #9
Gebürtig
1987, mitten in der Zeit der Waldheim-Affäre. Der jüdische Emigrant Hermann Gebirtig hat sich ein Leben als erfolgreicher Schlagerkomponist in New York aufgebaut und glaubt seine Vergangenheit längst hinter sich. Doch die Geschichte holt ihn ein, als ihn eine Journalistin aus Wien überredet, gegen einen ehemaligen KZ-Aufseher auszusagen. Wie umgehen mit dem Schatten, den das vergangene Grauen auf Gegenwart und Zukunft wirft? »Es ist kein Film über Vergangenheitsbewältigung, sondern über Gegenwa
Mi, 5.3., 18:00
Landvermessung #9
Das andere Leben
Die Verfilmung von Alexander Lernet-Holenias Novelle Der 20. Juli zählt zu den wenigen österreichischen Nachkriegsspielfilmen, die sich, ausgehend von der Freundschaft zweier Frauen, unmittelbar mit den Themen Nationalsozialismus und Widerstand auseinandersetzen. Hochkarätig besetzt, verwebt die Produktion Politisches und Privates auf schicksalhafte Weise ineinander und stellt dem Publikum damals wie heute dringende Gewissensfragen. (Florian Widegger)
Do, 20.3., 20:30
Landvermessung #9
Das andere Leben
Die Verfilmung von Alexander Lernet-Holenias Novelle Der 20. Juli zählt zu den wenigen österreichischen Nachkriegsspielfilmen, die sich, ausgehend von der Freundschaft zweier Frauen, unmittelbar mit den Themen Nationalsozialismus und Widerstand auseinandersetzen. Hochkarätig besetzt, verwebt die Produktion Politisches und Privates auf schicksalhafte Weise ineinander und stellt dem Publikum damals wie heute dringende Gewissensfragen. (Florian Widegger)
Mo, 3.11., 18:00
Landvermessung #9
Wien retour
»Ruth Beckermann und Josef Aichholzer […] stellen einen Menschen, Franz West, in den Mittelpunkt ihres Films, einen jüdischen Sozialdemokraten und Kommunisten. Man hört ohne besondere filmische und dokumentarische Aufbereitung das Schicksal dieses Menschen und sieht doch das Schicksal ganz Österreichs vor sich. […] Noch nie habe ich einen Dokumentarfilm gesehen, bei dem ich den Zusammenhang zwischen Mensch und Geschichte so tief empfunden habe. Ein Mensch wie Franz West hat in Österreich wenig Ö
Mo, 3.11., 20:00
Landvermessung #9
Das andere Leben
Die Verfilmung von Alexander Lernet-Holenias Novelle Der 20. Juli zählt zu den wenigen österreichischen Nachkriegsspielfilmen, die sich, ausgehend von der Freundschaft zweier Frauen, unmittelbar mit den Themen Nationalsozialismus und Widerstand auseinandersetzen. Hochkarätig besetzt, verwebt die Produktion Politisches und Privates auf schicksalhafte Weise ineinander und stellt dem Publikum damals wie heute dringende Gewissensfragen. (Florian Widegger)
Di, 4.11., 20:00
Landvermessung #9
Totschweigen
Bei Grabungen am Friedhof von Rechnitz tritt das Verdrängte zutage: Zehn Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden hier 180 jüdische Zwangsarbeiter erschossen und verscharrt. Isidor Sandorffy bemüht sich, die Opfer exhumieren und nach jüdischem Ritual bestatten zu lassen – in Rechnitz stößt er auf eine Mauer des Schweigens. Vier Jahre Arbeit liegen diesem bemerkenswerten Dokument zugrunde, das zur Entstehung einer neuen Gedenkkultur beitrug. (Vrääth Öhner/Florian Widegger)
Mi, 5.11., 20:00
Landvermessung #9
Gebürtig
1987, mitten in der Zeit der Waldheim-Affäre. Der jüdische Emigrant Hermann Gebirtig hat sich ein Leben als erfolgreicher Schlagerkomponist in New York aufgebaut und glaubt seine Vergangenheit längst hinter sich. Doch die Geschichte holt ihn ein, als ihn eine Journalistin aus Wien überredet, gegen einen ehemaligen KZ-Aufseher auszusagen. Wie umgehen mit dem Schatten, den das vergangene Grauen auf Gegenwart und Zukunft wirft? »Es ist kein Film über Vergangenheitsbewältigung, sondern über Gegenwa
Do, 6.11., 20:00
Landvermessung #9
Die papierene Brücke
Beckermanns Reise durch die eigene Familiengeschichte wird zu einer Reise nach Israel und Osteuropa, wo die Landschaft noch immer von der Verfolgung und Vernichtung der Juden zeugt und zugleich zu einer Erzählung wird über die Geschichte der Juden in Mitteleuropa. In den tagebuchartig montierten Aufzeichnungen sucht sie nach Antworten – und legt zugleich den Blick frei auf die österreichische Gegenwart. (Florian Widegger) Fr 14.11.: In Anwesenheit von Ruth Beckermann freier Eintritt für FAA-Clu
Fr, 7.11., 20:00
Landvermessung #9
Zorros Bar Mizwa
Religion trifft Jugendkultur. Der Film begleitet vier Jugendliche aus Wien bei den Vorbereitungen auf ihre Bar bzw. Bat Mizwa. Eine besondere Rolle kommt dabei einem Bar-Mizwa-Filmer zu, der Clips mit den Teenagern dreht, in denen diese sich selbst in Szene setzen. Die Schwelle in die Gemeinschaft der Erwachsenen lässt sich auf verschiedenste Weise überschreiten: an der Klagemauer, im Rampenlicht einer Showbühne, im Designerkleid oder im Zorro-Kostüm.
Sa, 8.11., 18:00
Landvermessung #9
Das wirst du nie verstehen
Anja Salomonowitz porträtiert drei Frauen aus ihrer Familie, die während der NS-Zeit fast noch Mädchen waren: Ihre Großtante hat Auschwitz überlebt. Ihr Kindermädchen war Sozialistin und unterstützte ihren Onkel im Widerstand. Ihre Großmutter lebte während des Krieges in Graz und tat, was die meisten taten: nichts. Der Film stellt sich den familiären Erzählungen, untersucht die Nachwirkungen der Geschichte und die Mechanismen ihrer Tradierung.
Sa, 8.11., 20:00
Landvermessung #9
Vienna's Lost Daughters
»Meine Mutter hat mir zwei Mal das Leben geschenkt: bei der Geburt, und als sie mich in den Zug gesetzt hat.« Mit beeindruckender Offenheit und Emotionalität begegnen uns acht »verlorene Töchter Wiens« und gewähren dabei Einblicke und Rückblicke in ihr Leben. Sie öffnen die Türen zu ihrer Geschichte in Wien, einem Wien, das in New York weiterlebt. Was ist verloren, was ist geblieben und wie manifestiert sich Erinnerung über Generationen hinweg?
So, 9.11., 18:00
Landvermessung #9
Nr. 7
Die besten Themen liegen oft nur ein paar Schritte weit entfernt: Dreißig Jahre wohnt Regisseur Michael Schindegger nun schon mit Vater und Brüdern in einem Mietshaus in Wien-Leopoldstadt: dem Haus-»Nr .7«. Die Nachbarn allerdings kennt er kaum. Kurz vor der eigenen Hochzeit und dem Auszug will er das ändern. Die Kamera in der Hand läutet er an den Türen und macht sich bekannt mit der vielsprachigen, vorwiegend jüdischen Hausgemeinschaft.
Mo, 10.11., 20:00
Landvermessung #9
Back to the Fatherland
Schon seit vielen Jahren sind Gil, die Enkelin von Holocaust-Überlebenden, und Kat, die Enkelin eines Nazi-Offiziers miteinander befreundet. Sie treffen auf zwei junge Israelis, die wie viele ihrer Generation die Heimat verlassen und sich ausgerechnet in Deutschland und Österreich ein neues Leben aufbauen. Mit dieser Entscheidung stoßen sie auf Unverständnis: Wie ist es möglich, sich eine Zukunft zu schaffen, ohne die Vergangenheit zu ignorieren? (Florian Widegger)
Do, 13.11., 20:45
Landvermessung #9
Totschweigen
Bei Grabungen am Friedhof von Rechnitz tritt das Verdrängte zutage: Zehn Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden hier 180 jüdische Zwangsarbeiter erschossen und verscharrt. Isidor Sandorffy bemüht sich, die Opfer exhumieren und nach jüdischem Ritual bestatten zu lassen – in Rechnitz stößt er auf eine Mauer des Schweigens. Vier Jahre Arbeit liegen diesem bemerkenswerten Dokument zugrunde, das zur Entstehung einer neuen Gedenkkultur beitrug. (Vrääth Öhner/Florian Widegger)
Fr, 14.11., 18:30
Landvermessung #9
Die papierene Brücke
Beckermanns Reise durch die eigene Familiengeschichte wird zu einer Reise nach Israel und Osteuropa, wo die Landschaft noch immer von der Verfolgung und Vernichtung der Juden zeugt und zugleich zu einer Erzählung wird über die Geschichte der Juden in Mitteleuropa. In den tagebuchartig montierten Aufzeichnungen sucht sie nach Antworten – und legt zugleich den Blick frei auf die österreichische Gegenwart. (Florian Widegger) Fr 14.11.: In Anwesenheit von Ruth Beckermann freier Eintritt für FAA-Clu
Mo, 17.11., 20:15
Landvermessung #9
Marko Feingold Ein jüdisches Leben
1938, kurz nach dem »Anschluss«, wurde Marko Feingold in Wien verhaftet und überlebte Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald bis 1945. Danach half er Zehntausenden Überlebenden über die Alpen nach Italien und Palästina. EIN JÜDISCHES LEBEN porträtiert den langjährigen Präsidenten der Kultusgemeinde Salzburg als einen der letzten Zeitzeugen, dessen Erzählungen NS-Verbrechen, Antisemitismus und deren Nachwirkungen ins Heute spiegeln.
Di, 18.11., 19:00
Landvermessung #9
Ost und West MAZEL TOW / MISRACH UN MAREW
Zwischen 1919 und 1925 entstehen in Österreich eine Handvoll im jüdischen Milieu angesiedelte und auf ein jüdisches Publikum zugeschnittene Filme, darunter auch diese herausragende Komödie, in der das östlich-orthodoxe und das westlich-assimilierte Judentum aufeinandertreffen. Molly und ihr Vater, ein in die USA ausgewanderter Millionär, sind zur Hochzeit einer nahen Verwandten nach Polen gereist. Die junge, freche, quirlige Frau, die in ihrer Freizeit schon mal die Boxhandschuhe überzieht, hat
Mi, 19.11., 19:00
Landvermessung #9
Führe uns nicht in Versuchung THE POLISH JEW
»Die verschütteten Grundfesten der Ethik müssen freigelegt werden. Wenn dies auf eine so schöne und künstlerische Weise geschieht, wie im angeführten Film, wird jeder auf seine Rechnung kommen«, schrieb Der Filmbote 1922 zum dritten Film der Goldin-Meisterklasse FÜHRE UNS NICHT IN VERSUCHUNG. Goldin inszenierte ein dichtes Kammerspiel rund um die biblischen Themen Neid, Geiz, Versuchung und Schuld, dessen Ende eine nicht unbedingt zu erwartende Wendung bereithält. Wer möchte, kann kleine Anleihe
Do, 20.11., 18:00
Landvermessung #9
Ihre Vergangenheit
Einen Titel von Dickens abwandelnd, könnte man IHRE VERGANGENHEIT eine »Geschichte in drei Städten« nennen, denn der Film spielt in London, Paris und Wien. In der Rahmenhandlung erzählt eine Frau aus einem Londoner Obdachlosenheim dem ideenlosen Romanschriftsteller James Hamilton Paget im Garten seiner eleganten Villa aus ihrem Leben. IHRE VERGANGENHEIT berichtet von schuldlosem sozialem Abstieg und jahrelangem Kummer einer einst glücklichen Ehefrau und Mutter aus besseren Kreisen. Nach einem vo
So, 23.11., 18:30
Landvermessung #9
Jüdisches Leben in frühen Stummfilmen
DIE GEKREUZIGT WERDEN galt lange als verschollen. Das vorliegende Fragment basiert auf einer vom Filmarchiv Austria entdeckten, bereits stark zersetzten Vorführkopie und wurde aufwendig restauriert. Der Film erzählt von einem von Spott und Rassismus gepeinigten Leben. Schon als Kind bricht Ariel mit seiner strenggläubigen Familie, weil er sich nicht so recht für den Talmud zu interessieren weiß. Trotz beruflicher Erfolge und seines Engagements für Fabrikarbeiter wirft dieser Bruch große Schatten
Di, 25.11., 18:45
Landvermessung #9
Jiskor / Gedenket
Alljährlich versammelt sich eine kleine ostjüdische Gemeinde und erinnert an den jungen Leibke, der für seine Standhaftigkeit einen bitteren Preis bezahlen musste. Als die gräfliche Tochter dem Bauernsohn Leibke Avancen macht, weist er sie zurück und hält an seiner Verlobten fest. In ihrem Zorn behauptet die junge Gräfin, von Leibke bedrängt worden zu sein, woraufhin der Graf ihn verhaften lässt. Von Freunden befreit, flieht er mit seiner Verlobten und heiratet sie. Nachdem der Graf andere Juden
Di, 25.11., 20:30
Landvermessung #9
Wien retour
»Ruth Beckermann und Josef Aichholzer […] stellen einen Menschen, Franz West, in den Mittelpunkt ihres Films, einen jüdischen Sozialdemokraten und Kommunisten. Man hört ohne besondere filmische und dokumentarische Aufbereitung das Schicksal dieses Menschen und sieht doch das Schicksal ganz Österreichs vor sich. […] Noch nie habe ich einen Dokumentarfilm gesehen, bei dem ich den Zusammenhang zwischen Mensch und Geschichte so tief empfunden habe. Ein Mensch wie Franz West hat in Österreich wenig Ö
Mi, 26.11., 18:30
Landvermessung #9
The Wandering Jew or The Life of Theodor Herzl THEODOR HERZL, DER BANNERTRÄGER DES JÜDISCHEN VOLKES
Am Anfang steht das versinnbildlichte Streben (und die Suche) nach einem Staat, der in sich die jüdische Konfession konzentriert; das alles über einen Suchenden, an den appelliert wird, auf einen Führer zu warten. Dieser Führer soll sich in Person des Theodor Herzl erfüllen. Schon in seiner Kindheit erlebt er die alltäglich gewordenen Repressalien gegen Juden. Als erfolgreicher Anwalt erkennt er später seine Verbundenheit zum Judentum, dem er sein Leben widmet. Die Begegnung mit einem Buchhändle
Mi, 26.11., 20:00
Landvermessung #9
Marko Feingold Ein jüdisches Leben
1938, kurz nach dem »Anschluss«, wurde Marko Feingold in Wien verhaftet und überlebte Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald bis 1945. Danach half er Zehntausenden Überlebenden über die Alpen nach Italien und Palästina. EIN JÜDISCHES LEBEN porträtiert den langjährigen Präsidenten der Kultusgemeinde Salzburg als einen der letzten Zeitzeugen, dessen Erzählungen NS-Verbrechen, Antisemitismus und deren Nachwirkungen ins Heute spiegeln.
Do, 27.11., 18:00
Landvermessung #9
Der Fluch
Der Film entführt uns in ein galizisches Schtetl des 19. Jahrhunderts, erzählt parabelhaft das Schicksal des vom rechten Wege abkommenden Pferdehändlers Jehuda Nachmann und von seiner Katharsis. Nachmann nimmt es mit den jüdischen Geboten nicht so genau und zieht damit den Zorn des Vaters jener Frau auf sich, die sich aufgrund seiner Verfehlungen das Leben genommen hat. Er wird verflucht, und weder verstrichene Zeit noch eine andere Umgebung halten das Unglück auf, das ihn und seine Nachkommen n
Do, 27.11., 20:30
Landvermessung #9
Nr. 7
Die besten Themen liegen oft nur ein paar Schritte weit entfernt: Dreißig Jahre wohnt Regisseur Michael Schindegger nun schon mit Vater und Brüdern in einem Mietshaus in Wien-Leopoldstadt: dem Haus-»Nr .7«. Die Nachbarn allerdings kennt er kaum. Kurz vor der eigenen Hochzeit und dem Auszug will er das ändern. Die Kamera in der Hand läutet er an den Türen und macht sich bekannt mit der vielsprachigen, vorwiegend jüdischen Hausgemeinschaft.
Fr, 28.11., 18:00
Landvermessung #9
Back to the Fatherland
Schon seit vielen Jahren sind Gil, die Enkelin von Holocaust-Überlebenden, und Kat, die Enkelin eines Nazi-Offiziers miteinander befreundet. Sie treffen auf zwei junge Israelis, die wie viele ihrer Generation die Heimat verlassen und sich ausgerechnet in Deutschland und Österreich ein neues Leben aufbauen. Mit dieser Entscheidung stoßen sie auf Unverständnis: Wie ist es möglich, sich eine Zukunft zu schaffen, ohne die Vergangenheit zu ignorieren? (Florian Widegger)
Fr, 28.11., 18:30
Landvermessung #9
Die Stadt ohne Juden
Der Staat Utopia wird von Arbeitslosigkeit und einer rasch fortschreitenden Inflation heimgesucht. Während die Lebensmittelpreise explodieren, demonstrieren die Massen in den Straßen. Die antisemitischen Großdeutschen, allen voran die beiden Abgeordneten Rat Bernart und Volbert, nehmen diese Situation zum Anlass, den Juden die Schuld an der Misere zu geben. In einer Parlamentssitzung wird ihre Ausweisung beschlossen … Nachdem 2015 bis dahin verschollene, aber entscheidende Szenen aufgefunden wor
So, 30.11., 20:00
Landvermessung #9
Gebürtig
1987, mitten in der Zeit der Waldheim-Affäre. Der jüdische Emigrant Hermann Gebirtig hat sich ein Leben als erfolgreicher Schlagerkomponist in New York aufgebaut und glaubt seine Vergangenheit längst hinter sich. Doch die Geschichte holt ihn ein, als ihn eine Journalistin aus Wien überredet, gegen einen ehemaligen KZ-Aufseher auszusagen. Wie umgehen mit dem Schatten, den das vergangene Grauen auf Gegenwart und Zukunft wirft? »Es ist kein Film über Vergangenheitsbewältigung, sondern über Gegenwa
Mo, 1.12., 18:00
Landvermessung #9
Vienna's Lost Daughters
»Meine Mutter hat mir zwei Mal das Leben geschenkt: bei der Geburt, und als sie mich in den Zug gesetzt hat.« Mit beeindruckender Offenheit und Emotionalität begegnen uns acht »verlorene Töchter Wiens« und gewähren dabei Einblicke und Rückblicke in ihr Leben. Sie öffnen die Türen zu ihrer Geschichte in Wien, einem Wien, das in New York weiterlebt. Was ist verloren, was ist geblieben und wie manifestiert sich Erinnerung über Generationen hinweg?
Mi, 3.12., 20:30
Landvermessung #9
Zorros Bar Mizwa
Religion trifft Jugendkultur. Der Film begleitet vier Jugendliche aus Wien bei den Vorbereitungen auf ihre Bar bzw. Bat Mizwa. Eine besondere Rolle kommt dabei einem Bar-Mizwa-Filmer zu, der Clips mit den Teenagern dreht, in denen diese sich selbst in Szene setzen. Die Schwelle in die Gemeinschaft der Erwachsenen lässt sich auf verschiedenste Weise überschreiten: an der Klagemauer, im Rampenlicht einer Showbühne, im Designerkleid oder im Zorro-Kostüm.