
Georg Seeßlen gehörte zu den Ersten, die das Fortleben des Ufa-Stils im deutschen Film bis in die Gegenwart nachzeichneten: idealisierende Kameraführung, ein Schauspiel, das demonstrativ auf Künstlichkeit setzt, dramaturgische Routinen. So lässt sich ein »Neo-Ufa-Stil« identifizieren, der auch bestimmte Inhalte reproduziert. Selbst jüdische Klischees und Stereotype bleiben erhalten – oft in philosemitischer Umkehr, aber strukturell kaum gebrochen. So arbeitet ein nicht bewältigtes Nachdenken über deutsche und deutsch-jüdische Geschichte mit. Dieses Fortwirken macht den »Neo-Ufa-Stil« weniger zu einer nostalgischen Geste als zu einem Symptom des deutschen Films.
Eine Kooperation des Instituts für Judaistik der Universität Wien und des Filmarchiv Austria.

