
Als Susanne Zanke 1981 mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet wird, beschreibt sie die Laudatio der vorwiegend männlich besetzten Jury als »bunten Paradiesvogel in der immer grauer werdenden Landschaft der Television«. Der hilflose Versuch, in blumiger Sprache das Offensichtliche zu sagen: Als eine der wenigen weiblichen Stimmen sticht sie aus jenen der anderen, zunehmend ergrauenden Herrschaften im ORF hervor. Neben Heide Pils und Käthe Kratz ist sie eine der ersten Regisseurinnen im heimischen Fernsehen und engagiert sich gemeinsam mit ihren Kolleginnen für die Sichtbarkeit von Frauen im österreichischen Film. Im Mai feierte sie ihren 80. Geburtstag – ein schöner Anlass, einige ihrer Pionierarbeiten im Kino zu zeigen.
Mit freundlicher Unterstützung durch das ORF-Archiv
Mit Kampfgeist und Kamera
Geboren nahe Linz am 9. Mai 1945, dem Tag, an dem der Zweite Weltkrieg offiziell in Europa zu Ende geht, zieht es Susanne Zanke schon als Schülerin in Richtung Kunst und Theater. Ihr Wunsch ist es, Dramaturgin zu werden – doch spätestens nach ihrem Studium in Wien muss sie erkennen, damit in eine totale Männerdomäne einzudringen. Ohne Chance auf Anstellung wird sie stattdessen Lektorin in einem Verlagshaus und arbeitet in der Kulturredaktion der Presse – bis sie eines Tages einen Anruf von Gottfried Schwarz erhält, seines Zeichens Unterhaltungschef im ORF: Man sei händeringend auf der Suche nach talentierten Drehbuchautorinnen. Tatsächlich erhält sie daraufhin nicht nur die Chance zum Schreiben, sondern wird auch zur Regieassistentin von Georg Lhotsky befördert. Ihr Handwerk lernt sie somit von der Pike auf, ohne jemals eine Filmschule als Studentin zu besuchen. Ihr Interesse für Kinder und Jugendliche führt sie zunächst in die Familien- und Jugendredaktion des ORF, wo sie Beiträge der Reihen KONTAKT und OHNE MAULKORB gestaltet – und erste Auszeichnungen erhält. Ab Ende der 1970er-Jahre tritt sie erstmals als Spielfilmregisseurin und Autorin eigener Stoffe in Erscheinung. »Heiraten’S doch, Sie sind eh ein hübsches Mädel.« Den bestimmt gut gemeinten Rat des ORF-Dramaturgen Walter Davy aus dieser Zeit hat Susanne Zanke nicht befolgt. Stattdessen hat sie sich auch in den vor allem von Männern dominierten technischen Bereichen durchzusetzen gelernt. In den 1980er-Jahren entsteht beim ORF eine Reihe eindrucksvoller Arbeiten, deren Zentrum widerständige Frauenfiguren bilden. Mit DER WEIBLICHE NAME DES WIDERSTANDS, nach dem gleichnamigen Buch von Marie-Thérèse Kerschbaumer, und EINE MINUTE DUNKEL MACHT UNS NICHT BLIND, nach der Lebensgeschichte von Margarete Schütte-Lihotzky zollt sie – in einer Zeit, in der die Auseinandersetzung mit der Verantwortung Österreichs in der NS-Zeit erst – mutigen Antifaschistinnen Tribut. Ihre Romanverfilmung DAS GLÄSERNE WAPPEN erzählt in erster Linie davon, wie sich eine Frau in der Nachkriegszeit von den Männern unabhängig macht, während CORINNA durchzogen ist von der Atmosphäre der 1980er-Jahre. Ihr erster und einziger Kinofilm DIE SKORPIONFRAU löst Anfang der 1990er-Jahre wegen freizügiger Szenen einen kleinen Skandal aus. Als vielbeschäftigte und erfolgreiche Fernsehregisseurin findet sie daraufhin in Deutschland eine zweite Heimat – doch sind es vor allem ihr Mut, ihre Ausdauer und ihre Haltung, mit denen sie die österreichische Fernsehlandschaft geprägt, sich als starke Stimme für weibliche Perspektiven etabliert und ihr nachfolgende Generationen inspiriert hat.









