
Gibt es einen schöneren, wahrhaftigeren Film über Leben, Leiden
und Wunder Jesu – und über seinen geradezu sozialrevolutio-
nären Gehalt (»sanft im Herzen, aber nie im Denken«) als diesen?
Der Marxist Pasolini befreit das Genre des Bibelfilms von Pomp
und Pathos, indem er sich gänzlich auf die Kraft der Worte und
Taten verlässt, auf die karge Schönheit der unberührten Land-
schaften Süditaliens und auf die ungeschminkten Gesichter
seiner Laiendarsteller, die er zum großen Teil vor Ort gefunden hat
(in der Rolle der Maria besetzt er seine eigene Mutter). Vielfach
ausgezeichnet nahm auch die katholische Kirche, deren Papst
Johannes XXIII. Pasolini sein Werk gewidmet hat, den Film wohl-
wollend auf – dafür hagelte es Kritik von Bürgerlichen, Linken
und Rechten, die ihn als »Beschmutzung der reinen Quelle des
christlichen Abendlandes« verdammten.
(Florian Widegger)
Restaurierte Fassung
Fr 3.10.: In Anwesenheit von Marco Belpoliti (Kurator der
Ausstellung) und Peter Kammerer (Übersetzer)
Anschließend Eröffnung der Ausstellung Pier Paolo Pasolini
(1922–1975). Fotografien von Dino Pedriali im Mezzanin