Seit den Anfängen der Kinematographie gibt es sie: die todesverachtenden Helden. Ihnen ist kein Hindernis zu hoch, kein Abgrund zu tief, und für sie ist kein Gegner unbesiegbar. Sie sind bereit, ihr Leben vor der Kamera aufs Spiel zu setzen – um auf der Leinwand weiterleben zu können. Schon in der Stummfilmzeit setzen Filmemacher den Nervenkitzel aufsehenerregender Akrobatik und halsbrecherischer Geschwindigkeit gekonnt in Szene und ziehen ihr Publikum damit in den Bann. 18 Werke aus Deutschland und Österreich, entstanden zwischen 1908 und 1932, laden dazu ein, frühe Actionfilme aus zeitgenössischem Blick zu betrachten. Freuen Sie sich auf »noch nie dagewesene Sensationen!«

Zu allen Vorstellungen gibt es Einführungen durch die Kuratoren Hemma Marlene Prainsack und Andreas Thein

Ab Fr 16.1. zeigen wir im Mezzanin die Ausstellung First Action
Heroes: Blockbuster der Stummfilmzeit

First Action Heroes

Was begeisterte Leser in den als Schund-literatur verschmähten Groschenheften und Fortsetzungsromanen im ausgehenden 19. Jahrhundert verfolgen und in ihrer Phantasie ausmalen konnten, bekam das Publikum ab den 1910er-Jahren in Kinematographentheatern zu sehen: Kriminalgeschichten mit nervenaufreibenden Verfolgungsjagden. Sie bilden das Hauptelement des sogenannten Sensationsfilms, der sich in den 1910er-Jahren aus dem Detektiv- und Kriminalfilm etablierte und Vorläufer des heutigen Action- und Abenteuergenres wurde. Unerschrockene Helden und schillernde Schurken toben sich darin auf der Leinwand aus, mithilfe moderner Verkehrs- und Kommunikationsmittel jagen sie einander durch die Avenues der Metropolen, über das Land, das Wasser und durch die Luft, sie wechseln ihre Identitäten und bezwingen beim Balanceakt die Schwerkraft. Auf ihren actiongeladenen Abenteuern haben die Sensationsfilmhelden einen wesentlichen Begleiter, der sie bar jeglicher Logik die unmöglichsten Missionen erfüllen lässt: den Zufall. Er wird zum Bindeglied zwischen tollkühnem Tempo, atemberaubender Akrobatik und sensationellen Stunts, die von einer mehr oder weniger logischen Rahmenhandlung zusammengehalten werden. Doch wegen des Vorwurfs, sie seien ob der man- gelnden Logik und der Unwahrscheinlichkeit ihrer Erlebnisse grober Unfug und würden zur Nachahmung anstiften – vor allem Kinder und Jugendliche – wurden Sensationsfilme seit Anbeginn von Kinogegnern heftig bekämpft. Ihrer Popularität tat dies jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil: Sie sorgten für volle Kinos und volle Kassen. Mit technisch herausfordernden Aufnahmen trugen sie zudem entscheidend zur Weiterentwicklung der Kinematographie bei.

Dennoch sind die mutigen Akteur:innen aus Deutschland und Österreich heute fast vergessen, allen voran Harry Piel, Rudolf Meinert, Joseph Delmont, Ilse Bois, Fred Sauer, Mia und Joe May, Valy Arnheim, Marga Lindt, Luciano Albertini oder Tilly Bébé. In Kooperation mit dem Filmmuseum Düsseldorf holt das Filmarchiv Austria die First Action Heroes zurück auf die Leinwand.
(Hemma Marlene Prainsack)

Der Großteil der Filme läuft in einer neu restaurierten Fassung und teilweise zudem als Weltpremiere in Wien. Begleitet wird die Retrospektive von einer Ausstellung im Mezzanin über die Entwicklungsgeschichte des Sensationsfilms und seine waghalsigen Wegbereiter:innen.

Alle Sensationsdurstigen können an der METRO-
Bar die Thirst Action Heroes genießen.