
»Der Film, der mich in meinem Leben am meisten weitergebracht hat« (Michael Haneke). Im letzten Reich des faschistischen Italiens, der Republik Salò, inszenieren vier Großbürger – geschult an Nietzsche und Baudelaire – angesichts des nahenden Endes des Regimes ihre Herrschaft in Form von grausamen Ritualen. Ganz der literarischen Vorlage de Sades verpflichtet, wird eine Reihe junger Menschen entführt, erniedrigt, gequält und schließlich ermordet. Abseits aller Gewaltästhetisierung werden menschlicher Machtrausch und Vernichtungslust nüchtern inszeniert. Sämtliche Kompromisse, die Pasolini im Lauf seiner Karriere eingegangen ist, scheinen zurückgenommen, sämtliche Utopien obsolet. Radikal, erschütternd, trostlos. Bei der Premiere des wild umstrittenen Films war sein Schöpfer bereits drei Wochen tot.
(Florian Widegger)
Neu restaurierte Fassung der Cineteca di Bologna