
»Faulige Zeiten sind das«, raunzt eine alte Frau am Wiener Bahnhof – kein herzlicher Empfang für Franz, der 1937 vom idyllischen Attersee in die stickige Großstadt übersiedelt. In der Trafik eines kriegsversehrten Rauchwarenhändlers beginnt er seine Lehre zwischen Zigarren, Zeitungen und »zärtlichen Magazinen« und trifft schon bald auf niemand Geringeren als Sigmund Freud (Bruno Ganz in einer seiner letzten Rollen), der ihn mit klugen Fragen und noch klügerem Schweigen auf dem Weg zum Erwachsenwerden begleitet. So reift Franz vom schüchternen Landburschen zum jungen Mann, der Fragen stellt und Haltung zeigt, während an den Häuserwänden die Hakenkreuzfahnen überhandnehmen und Zivilcourage und Menschlichkeit zunehmend unter Druck geraten. Auf zarte, eindrucksvolle Weise erzählt der Film über das Leben, die Liebe - und das Aufwachen.
(Florian Widegger)