
Rund um den österreichischen Staatsvertrag wurden einige emblematische Filmbilder der österreichischen Erinnerungskultur produziert. Aufnahmen, die das kollektive Gedächtnis der Zweiten Republik konstituierten und die bis heute als visuelle Metapher für die Geschichte Österreichs nach 1945 taugen. Das wichtigste Produktionsformat für die Verewigung der Zeitgeschichte waren die Kinowochenschauen, seit 1949 berichtete die staatliche AUSTRIA WOCHENSCHAU über Ereignisse, die zum »Nation-Building« der jungen Republik beitragen sollten. Zu diesen ikonischen Bildern zählte die letzte Wachablöse der »Vier im Jeep« Anfang Mai 1955. Und dann natürlich die Präsentation des Staatsvertrags am Balkon des Belvederes durch Außenminister Leopold Figl. An diesen 15. Mai 1955 waren die Wochenschau-Teams im Großeinsatz. Neben der klassischen Reportage wurden auch eigene Farbfilmaufnahmen hergestellt, die dann für den prestigeträchtigen Staatsvertrags-Film »Österreich ist frei« verwendet wurden. Ganz nah an der emotionalen Wirklichkeit des Jahres 1955 waren die Kameras der FOX TÖNENDEN WOCHENSCHAU. Der legendäre österreichische FOX-Korrespondent Otto Pammer filmte die Ankunft der Heimkehrerzüge in Wiener Neustadt und schuf damit einige der berührendsten Bilder der Zweiten Republik. Wie geschichtsmächtig die Unterzeichnung des Staatsvertrags auch 25 Jahre später noch war, dokumentierte 1980 ein Filmamateur. Die im 8-mm-Format gefilmte rührige Tonfilmreportage begleitete Bundeskanzler Bruno Kreisky bei einer Feier anlässlich des damaligen Staatsvertragsjubiläums. (Ernst Kieninger)
Historischer Kommentar von Hannes Leidinger (Institut für Zeitgeschichte, Uni Wien)