Gründung am 17. Oktober 1955
Weltweit wurden ab Ende der 1930er-Jahre Filmarchive als Institutionen zur Bewahrung des filmischen Erbes gegründet. Zentrales Motiv war die schmerzliche Verlusterfahrung durch das rasche Verschwinden von Stummfilmen nach dem Siegeszug des Tonfilms. Massenweise wurden um 1930 Zelluloidkopien vernichtet und recycelt, um daraus andere Produkte herzustellen. Es galt nun, die kulturelle Dimension des Films zu entdecken und gegen die industrielle Produktionslogik des Mediums zu verteidigen. Filmarchive sollten zu von kommerziellen Zwängen unabhängigen Schutzzonen für die Erhaltung des Filmerbes werden.
In Österreich erfolgte die Gründung eines Filmarchivs – wie übrigens auch die Einführung des Fernsehens – relativ spät, nämlich 1955. Sie basierte auf der Pionierarbeit von Joseph Gregor, der bereits 1929 ein Archiv für Filmkunde initiierte, sowie auf den Visionen des Kulturpolitikers Viktor Matejka, der unmittelbar nach Kriegsende 1945 mit den Filmfreunden Österreichs ein populäres Zentrum der Filmkultur schuf. Anfang der 1950er-Jahre konkretisierten sich schließlich die Bemühungen um die Schaffung eines Filmarchivs.
Am 17. Oktober 1955 war es so weit: Der Verein Österreichisches Filmarchiv wurde – nur wenige Wochen nach der Gründung des österreichischen Fernsehens – offiziell konstituiert und als Mitglied in die Internationale Vereinigung der Filmarchive (FIAF) aufgenommen. Ludwig Gesek wurde erster Geschäftsführer, als Präsident fungierte Joseph Gregor.
Zu den Gründungsmitgliedern zählten die Bundesstaatliche Hauptstelle für Lichtbild und Bildungsfilm (SHB), die Österreichische Nationalbibliothek, die Österreichische Gesellschaft für Filmwissenschaft, die Gesellschaft der Filmfreunde Österreichs und das Volksbildungshaus Wiener Urania. Die ersten Filmbestände wurden von diesen Institutionen eingebracht – gerade einmal 300 Rollen. Mit bescheidensten Mitteln nahm das Österreichische Filmarchiv seine Arbeit auf.
Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte: Heute beherbergt das Filmarchiv Austria mit über 500.000 Filmrollen eine der größten und bedeutendsten Filmerbe-Sammlungen Europas und hat sich zu einem weltweit agierenden Medienhaus rund um die Erhaltung, Vermittlung und Präsentation des österreichischen Filmerbes entwickelt.

Das Stadtbüro in der Rauhensteingasse enthielt auch ein kleines Studiokino mit 35 Plätzen. Bis 1998 wurden hier historische Programme präsentiert.