Retrospektiven
25 Jahre Amour Fou
Eine europäische Filmproduktion
ONLINE 13.11.–3.12.2020
Vielleicht ist es gar kein so großer Zufall, dass im vereinten Europa Mitte der 1990er-Jahre zwei aus unterschiedlichen Ländern und Filmbereichen kommende Kreative die Idee haben, gemeinsam eine Produktionsfirma zu gründen: Bady Minck ist zu dieser Zeit bereits eine international erfolgreiche Filmkünstlerin, Alexander Dumreicher-Ivanceanu arbeitet zuvor als Kritiker und Kurator. Zunächst noch ein Verein, der innovative Filme in die Kinos bringen sollte, wird daraus bald eine Firma, die kurze Zeit als Minotaurus Film operiert, bevor »Amour Fou« als Name feststeht. Anfangs ist sie noch hauptsächlich in Luxemburg aktiv, die Wiener Dependance kommt erst zu Beginn der Nullerjahre dazu.
Inzwischen ist die Amour Fou im europäischen Kontext ein Player, der – auch im Verbund mit anderen nationalen oder internationalen Produktionsfirmen – künstlerisch herausragende Filme, die vor allem vom Willen zur eigenen Handschrift geprägt sind, mit auf die Welt bringt. Schon die ersten Arbeiten – etwa Virgil Widrichs FAST FILM oder Bady Mincks IM ANFANG WAR DER BLICK – gewinnen Preise auf renommierten Festivals, es folgen nicht minder Aufsehen erregende Filme wie György Pálfis bizarrer TAXIDERMIA oder Anja Salomonowitz’ formal wie inhaltlich radikaler KURZ DAVOR IST ES PASSIERT. Nach internen Umstrukturierungen wird es kurzzeitig etwas ruhiger, bis mit HANNAH ARENDT unter der Regie von Margarethe von Trotta ein prestigeträchtiger Arthouse-Erfolg entsteht. Darauf aufbauend entwickeln sich weitere über Österreichs Grenzen hinaus produzierte Titel wie Michael Sturmingers CASANOVA VARIATIONS oder STYX von Wolfgang Fischer. Mittlerweile hat man auch Europa hinter sich gelassen, was Filme wie YALDA von Massoud Bakhshi oder RED FIELDS von Keren Yedaya beweisen. (Florian Widegger)