Von 1975 bis 1977 führt der ORF seine eigene Landvermessung durch: Unter dem Namen VIELGELIEBTES ÖSTERREICH entstehen 14 etwa einstündige Episoden, die sich in ihren formalen und inhaltlichen Zugängen so sehr unterscheiden wie die Regionen, die sie porträtieren. Einige dieser Beiträge sind inzwischen auch außerhalb dieses Sendekontexts relevant geworden – man kann sie durchaus als Vorläufer des heute vielfach geschätzten essayistisch-dokumentarischen österreichischen Films betrachten. »Ramsau am Dachstein« von Elfriede Jelinek und Claus Homschak reflektiert den Wandel ökonomisch- historischer Strukturen und ländlicher Kultur, während Fritz Lehners »Freistadt« scheinbar verlorene Zeit in lyrische Alltagsbilder setzt und Franz Novotny provinziellen Kleinstadthorror in kontrastreiche Montage (»Amstetten«). 50 Jahre nach der Erstausstrahlung gibt es nun die seltene Gelegenheit, diese in vielerlei Hinsicht bahnbrechende, weil experimentierfreudige Sendereihe vollständig im Kino zu entdecken.
(Florian Widegger)