Retrospektiven
 

V'20: Austrian Auteurs

Die 70er – Eine Filmdekade im Aufbruch

ONLINE 6.11.–26.11.2020

Austrian Auteurs go Heimkino
Coronabedingt entfallen die im November geplanten Vorstellungen im METRO Kinokulturhaus
Ein kostenloses Online-Programm ist im digitalen Heimkino verfügbar (siehe Infobox)

Kaum eine Filmdekade wird heute unter Cineasten derart kultisch verehrt und verklärt wie die 1970er-Jahre: das Jahrzehnt, in dem sich Hollywood neu erfindet, Autorenfilme radikale Seherfahrungen ermöglichen und im Genrekino Grenzen gesprengt werden.

 

Und in Österreich? Während für die kommerziellen »Altfilmer« der Zug abgefahren ist, bilden sich an den Rändern neue Strömungen. Die Branche professionalisiert und organisiert sich. Und es entstehen, teils unter haarsträubenden und selbstausbeuterischen Voraussetzungen, einige bemerkenswerte Filme, die von enormem Freiheitsdrang, künstlerischer Neugierde und dem unbändigen Wunsch geprägt sind, dem Kino einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken.

 

Das Jahr 1980 markiert einen wesentlichen Wendepunkt in der Geschichte des österreichischen Kinos. Mit der Einführung des Filmförderungsgesetzes erhält das Land als eines der letzten in Westeuropa ein staatliches Filmförderungswesen – zehn Jahre nach der ersten Ankündigung.

 

Im digitalen Heimkino werden selten bis nie zu sehende Raritäten gezeigt sowie zwei Filme aus der ursprünglich geplanten Retrospektive.


Austrian Auteurs

Retrospektive zur Viennale vom 26. Oktober bis 20. November 2020

Die Veranstaltungen entfallen!

Digitales Heimkino – kostenloses Online-Programm

6. bis 26. November

STADTBAHN (Antonis Lepeniotis, A 1966)
DER TOD DES DR. ANTONIO DURCH DIE RENAISSANCE DER GEISTIGEN GESELLSCHAFT (Antonis Lepeniotis, A 1968)
HO ANTHROPOS (Antonis Lepeniotis, A 1970)
DAS MANIFEST (Antonis Lepeniotis, A 1974)
FLIPPER (Herbert Holba, A 1968)
GENESIS (Herbert Holba, A 1969)
EIN WENIG STERBEN (Mansur Madavi, A 1981)
WEHT DIE ANGST, SO WEHT DER WIND (Manfred Kaufmann, A 1982)

13. bis 19. November

DIE ERSTEN TAGE (Herbert Holba, A 1970)
DIE GLÜCKLICHEN MINUTEN DES GEORG HAUSER (Mansur Madavi, A 1974)

Kurator

Florian Widegger

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Schon zu Beginn der 1960er-Jahre entdecken bildende KünstlerInnen das Medium Film für sich und feiern damit – vor allem im Ausland – große Erfolge. Marc Adrian, Peter Kubelka oder VALIE EXPORT sind Avantgarde im wahrsten Wortsinn: VorkämpferInnen für eine Entwicklung, die im weiteren Verlauf auch in der Spielfilmproduktion ankommt. Zusätzlich führt die Programmreform im ORF dazu, dass das junge Medium Fernsehen sich zumindest eine Zeit lang jenen Mut erlaubt, den das Kino dieser Jahre so schmerzlich vermissen lässt.

 

In den insgesamt 15 Programmen, von denen fünf im Rahmen der Viennale präsentiert werden, zeigt Austrian Auteurs, dass es in dieser Zeit des Übergangs auch im Kino spannende Positionen und Ausnahmen gibt. Es geht einher mit Impulsen aus Theater, Literatur, Malerei, Musik oder Performance, ist nicht nur aus der Inspiration aus anderen Künsten, sondern auch anderen Kulturen gespeist. Und es ist nicht am Publikumsgeschmack ausgerichtet, will einzig dem eigenen künstlerischen Anspruch gerecht werden und richtet dabei einen frischen Blick auf die Wirklichkeit. Die »Austrian Auteurs« sind in bestem Sinn auch »Amateure«, die – bevor sie alten Regeln folgen – erst neue finden und erproben.

 

Mit all dem verbunden ist auch die zunehmende Professionalisierung innerhalb der Branche. Erstmals organisiert man sich in Berufsverbänden und sorgt dafür, dass die eigene Arbeit sichtbar wird (so auch auf der Viennale, wo dem heimischen Kino unter dem vielsagenden Label »Informationsveranstaltung« Platz eingeräumt wird). Die daraus resultierenden Diskussionen kreisen stets um die Frage, was der österreichische Film eigentlich ist und sein soll. Mit dem Ende der nahezu »anarchischen« Zustände finden viele, die in den 1970er-Jahren diesen Mittelbau zwischen Kommerz und Kunst darstellen, keinen Platz mehr, die wenigsten von ihnen werden in den 80ern oder gar darüber hinaus noch Filme machen, etliche geraten in Vergessenheit. Gerade in einer Zeit, in der sich das Kino selbst wieder infrage stellt, lohnt es umso mehr, einen Blick auf diesen historischen Wendepunkt zu werfen und vielleicht den ein oder anderen Gedanken daraus zu ziehen. Dazu soll diese Filmschau einladen. (Florian Widegger)

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