Retrospektiven
 

Kertész | Curtiz

Budapest – Wien – Hollywood

13.5.–17.6.2023

Termine

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Obwohl er einige der berühmtesten Filme aller Zeiten drehte, ist sein Name heute fast unbekannt. Als Mihály Kertész baut er Anfang der 1910er-Jahre die ungarische Filmindustrie beinahe im Alleingang auf und stellt im Wien der Zwanziger mit seinen Stummfilm-Epen alles bisher Dagewesene in den Schatten, bevor er dem Ruf in die USA folgt und als Haus- und Hofregisseur bei Warner Brothers reüssiert. Ob Abenteuer, Musical, Kriegsfilm, Komödie, Western oder Drama: Curtiz erweist sich in der Studio-Maschinerie als versierter Alleskönner, als Gegenteil des klassischen Auteurs und in gewissem Sinne doch als dessen überhöhte Vollendung: ein obsessiver Handwerker mit einem ausgeprägten eigenen Stil.


Kertész | Curtiz

Retrospektive vom 13. Mai bis 17. Juni 2023

Kurator

Florian Widegger

Ticketreservierung

reservierung@filmarchiv.at
+43 1 512 18 03 (täglich 14:00–21:00)

Spielort

METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010 Wien
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An die 180 Filme hat Mihály Kertész/Michael Curtiz im Laufe seiner 50 Jahre umspannenden Karriere gedreht. 1886 in Budapest geboren, beginnt seine Laufbahn, als die österreichisch-ungarische Monarchie ihrem Ende zugeht. Anfangs noch Schauspieler am Theater, wendet er sich bald einer interessanteren Aufgabe zu: der Regie. Als um 1910 das neue Medium Film auf immer größere Verbreitung stößt und die ersten Kinos entstehen, erhält er zufällig die Möglichkeit, den ersten ungarischen Spielfilm zu inszenieren. Obwohl ihn das Ergebnis wenig begeistert, hat er mit dieser Erfahrung Blut geleckt. Er geht nach Dänemark, damals die Hochburg der Filmkunst, wo er am Set von August Bloms Monumentalfilm ATLANTIS (1913) mitarbeitet. Zurück in Ungarn, stürzt er sich in die Arbeit, wird zum Chefregisseur der führenden Filmproduktionsfirma Phoenix, flieht allerdings nach der Machtergreifung Béla Kuns 1919 nach Wien, wo er als Michael Kertész bei der Sascha-Film unter- und erstmals mit großen Budgets in Berührung kommt.

 

Mit dabei an seiner Seite: Stummfilmstar und Ehefrau Lucy Doraine, unter deren Mitwirkung die ersten gemeinsamen Filme in Österreich die Kassen klingeln lassen und kurz darauf wahrlich Episches ermöglichen: SODOM UND GOMORRHA (1922) und DIE SKLAVENKÖNIGIN (1924) sind zwei der teuersten Produktionen ihrer Zeit und wissen noch 100 Jahre später zu verblüffen. Letztere sieht auch Harry Warner, einer der vier Warner Brothers in Amerika, und ist beeindruckt. Er lockt Kertész mit einem großzügigen Angebot nach Hollywood, wo er die nächsten 26 Jahre für die Warners arbeitet und nun als Michael Curtiz wesentlich zum wachsenden Renommee des damals noch jungen Studios beiträgt. Sein ausgeprägter Sinn fürs Visuelle, für raffinierte Kamerafahrten und sorgfältige Bildkompositionen ist dabei mindestens so legendär wie sein schlechtes Englisch, seine Wutausbrüche und die generell enorm herausfordernden Arbeitsbedingungen am Set. Sich selbst und andere stets zu Höchstleistungen antreibend, steigt Curtiz in der Studiohierarchie kontinuierlich auf und sitzt bald bei den teuersten Prestigeproduktionen am Ruder.

 

Der Lohn sind zahllose Auszeichnungen, Kassenerfolge und Filmklassiker des Goldenen Zeitalters in Hollywood. Finanzielle Unstimmigkeiten führen 1953 schließlich zum Bruch mit seinen Langzeitarbeitgebern. Trotzdem dreht er bis zu seinem Tod 1962 unermüdlich weiter. Die bereits Mitte der 1950er-Jahre entdeckte Krebserkrankung wurde ihm von seinen Ärzten und seiner zweiten Ehefrau fast bis zum Schluss verschwiegen: Denn wirklich gelebt hat Michael Curtiz ohnehin nur auf dem Filmset. (Florian Widegger)

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