Retrospektiven
 

Wild Weekend

A Tribute to Italowestern

31.1.–2.2.2020

Termine

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Mit Einführungen und historischen Kinotrailern im Vorprogramm

Sprecht eure Gebete, Freunde: der Italowestern kehrt auf die Kinoleinwand zurück! Das zweite Wild Weekend präsentiert elf Genreperlen aus der glorreichen Zeit der Bahnhofskinos. Elf Streifen voller staubiger Stiefel, schmutziger Dollars, rauchender Colts, mit ganz viel Blei, Silber und Gold und natürlich redefaulen wie rachgierigen Revolverakrobaten. Auch in Österreich lockten diese Filme die Massen in die Lichtspielhäuser. Viele der damals im Einsatz befindlichen Kopien haben ihren Weg in die Sammlung des Filmarchiv Austria gefunden – seitdem aber kaum mehr das Licht der Welt (bzw. der Projektionslampe) gesehen. An diesem Wochenende wird sich das ändern. Ein Fest für alle Fans des Analogen: alle Vorstellungen von originalen Filmkopien – presented in glorious 35mm!


Wild Weekend – A Tribute to Italowestern

Retrospektive vom 31. Jänner bis 2. Februar 2020

Kuratoren

Gregor Holzinger, Florian Widegger

Ticketpreise und Reservierung

Eintrittspreis: 5,– (gilt für alle Vorstellungen)
Wild-Weekend-Pass: 50,–

reservierung@filmarchiv.at
+43 1 512 18 03 (täglich 14:00–21:00)

Spielort

METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010 Wien
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Anfang der 1960er-Jahre befindet sich die kommerzielle italienische Filmproduktion in einer Schaffenskrise. »Hollywood am Tiber« lautet die Formel, die zahlreiche US-Großproduktionen angelockt hat, doch der Erfolg beginnt zunehmend zu bröckeln. Die im Fahrwasser von BEN HUR und CLEOPATRA im Eigenbau hergestellten Sandalenfilme, deren Tradition in der italienischen Filmgeschichte tief verankert ist, ziehen nicht mehr. Es fehlt an frischen Ideen und Innovationen. Bis eines Tages ein junger Filmemacher namens Sergio Leone mit der Adaption eines Kurosawa-Films einen Überraschungshit landet. Der Film heißt FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR, der Rest ist Geschichte. Ein Genre ist geboren, zig findige Produzenten versuchen daraufhin, Leones neue Erfolgsformel aus greller Montage, dystopischem Setting, rachsüchtigen Helden und natürlich wildester Musik (etwa aus der Feder von Ennio Morricone) zu kopieren – und holen damit die italienische Filmindustrie für einige Jahre aus dem Tief

 

Die meist recht kostengünstig produzierten Filme unterscheiden sich in vielem von ihren amerikanischen Vorbildern. Selten erzählen die italienischen Western von der Eroberung und Befriedung des Landes und von den Gefahren an der Frontier. Stattdessen geht es um unbändige Gier, Machterhalt und um etablierte wie längst korrumpierte gesellschaftliche Strukturen und Verhältnisse. Nicht umsonst sind zahlreiche Genrevertreter in der Mitte des 19. Jahrhunderts an der Grenze zu Mexiko angesiedelt, wo blutige Revolutionskämpfe gegen die Monarchie toben. Es verwundert daher nicht, dass viele Filmemacher diese Vorlagen nützen, um eigene politische Botschaften oder Anliegen so unters Volk zu bringen.

 

Auch die Helden – aus denen deutsche Titelschmieden allzu zu häufig Djangos und Hallelujas, Ringos und Sartanas machten – haben mit dem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, Anstand und Ehre ihrer US-Kollegen nicht mehr viel gemeinsam. Wie die Menschen, die in ihr leben, ist die Welt ein grausamer und verkommener Ort. In den knapp zehn Jahren, in denen der Italowestern seinen Aufstieg und Niedergang erfährt, beweist das Genre ununterbrochen Mut zum Wandel. Plötzlich halten Humor und Ironie Einzug – etwa in Gestalt von Bud Spencer und Terence Hill –, die düstere Weltsicht weicht einer hoffnungsvollen Utopie. Selbst dann noch, als das Publikum von den über 500 Filmen längst übersättigt ist. Elf davon, bekannte und unbekannte, Klassiker und Geheimtipps, Kunst und Trash, werden an diesem Wochenende präsentiert – und zwar so, wie sie in den österreichischen Kinos vor etwa 50 Jahren gelaufen sind. (Florian Widegger)

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