Retrospektiven
 

Albert Quendler

Der sanfte Moderne

18.2.–27.2.2022

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Als Albert Quendler 2016 im Alter von 95 Jahren stirbt, nimmt bis auf die Wochenzeitung Falter niemand groß Notiz davon. Zu lange ist er schon aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden, zu wenig attraktiv scheint die Beschäftigung mit dem Genre »Kulturfilm« zu sein, jener Gattung, mit der sein Schaffen am ehesten assoziiert werden kann. Quendlers Arbeiten wurden auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt und vielfach ausgezeichnet, der Einfluss, den er ab 1967 auch als Hochschulprofessor auf das Schaffen vieler heute renommierter FilmemacherInnen ausübte, lässt sich nur erahnen.

 

Die Retrospektive ermöglicht in vier Programmen die Wiederentdeckung eines Pioniers des heimischen Dokumentar- und Essayfilms, dessen Nachlass das Filmarchiv Austria übernommen und aufgearbeitet hat. Eine Auswahl der gezeigten Filme ist ab 11. Februar auch kostenlos im digitalen Heimkino zu sehen.


Albert Quendler

Retrospektive vom 18. bis 27. Februar 2022
Online-Programm im digitalen Heimkino

Kurator

Florian Widegger

Ticketreservierung

reservierung@filmarchiv.at
+43 1 512 18 03 (täglich 14:00–21:00)

Spielort

METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010 Wien
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Albert Quendler wird 1921 in Fellach in Kärnten geboren. Als der Zweite Weltkrieg beginnt, beendet er gerade seine schulische Ausbildung, es folgt der Ruf an die Front. Nach einer schweren Verwundung wird er 1942 aus dem Kriegsdienst entlassen und beginnt im Oktober ein Studium an der Universität Wien. Dabei gilt sein Hauptinteresse von Anfang an dem Medium Film und seinen Möglichkeiten, insbesondere in Verbindung mit der Gestalttheorie, also der Frage nach der Entstehung von Ordnung in Wahrnehmung, Denken und Verhalten, worüber er auch seine Dissertation 1948 verfasst. Schon fünf Jahre zuvor beginnt er im Dramaturgie-Büro der Wien-Film erste Erfahrungen als Autor zu sammeln, die er zu dieser Zeit intensiviert.

 

Ab März 1949 ist Quendler als Drehbuchautor, Regisseur und Leiter der Kultur-, Lehr- und Werbefilmabteilung der Schönbrunn-Film beschäftigt. Dort entstehen erste kurze Arbeiten, die sich vor allem mit dem Wiederaufbau Österreichs beschäftigen und die Errungenschaften der Sozialistischen Partei anpreisen. Mit seiner politischen Gesinnung hält Quendler nicht hinterm Berg, was auch in seinen Filmen über Wien, die wie kleine Liebesbekundungen anmuten, klar zum Ausdruck kommt. Sie wird allerdings nicht durch Plattitüden transportiert, sondern – wie etwa in SYMPHONIE WIEN, seinem ersten abendfüllenden Werk – unter Einsatz sämtlicher zur Verfügung stehenden künstlerischen Kapazitäten und Ausdrucksmöglichkeiten: An vielen dieser Arbeiten sind befreundete Schriftsteller, Künstler und Komponisten wie Franz Theodor Csokor, Josef Mikl oder Hanns Jelinek beteiligt. Nach der Uraufführung von SYMPHONIE WIEN auf den Filmfestspielen in Berlin 1952 gründet Quendler zwar seine eigene Produktionsfirma, arbeitet aber noch einige Zeit bei der Austria Wochenschau.

 

1954 begleitet er eine Expedition nach Kamerun, wo sein Hybrid aus Spiel- und Dokumentarfilm OMARU entsteht, der ebenfalls eine glänzende Festivalkarriere hinlegt und Quendler zu einem der Namen im österreichischen Kino der 1950er-Jahre macht. Für die Weltausstellung 1958 in Brüssel dreht er einen Beitragsfilm, im Auftrag der Südafrikanischen Union entsteht 1960 ein weiterer. Immer wieder streicht er darin Völkerverbindendes heraus, beschwört die Utopie von der internationalen Solidargemeinschaft. Mit Beginn seiner Professur werden seine Arbeiten weniger, ERINNERUNG – EIN FILM MIT OSKAR KOKOSCHKA, entstanden in jahrelanger Kleinarbeit, zeugt als ein ungewöhnlicher – weil reduziert und sehr persönlich – und doch »typischer Quendler« noch ein letztes Mal von der Sensibilität und vom Weitblick seines Schöpfers. (Florian Widegger)

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