UNERWÜNSCHTES KINO II: DEUTSCHSPRACHIGE EMIGRANTENFILME 1934–1937
DER PFARRER VON KIRCHFELD
Wer kennt sie nicht – die Vielzahl bäuerlicher Schicksale vor landschaftlich reizvollem Hintergrund, die unter dem Begriff »Heimatfilm« Ablenkung und moralische Erbauung versprachen. Auch in der schwierigen Situation des Jahres 1937, als die unabhängigen Produzenten und Filmschaffenden Österreich bereits verlassen hatten, war eine Anzengruber-Verfilmung eine kalkulierbare Angelegenheit, vor allem, wenn die Regisseure Louise und Jakob Fleck hießen, die das bekannte Stück bereits zum dritten Mal (nach 1914 und 1926) auf die Leinwand brachten. Der mit einem Minimalbudget gedrehte Film ist ein bemerkenswertes Beispiel für ein letztes Aufbäumen gegen das NS-Diktat. Das Wagnis der Produktion ging die kleine, in jüdischem Besitz befindliche Wiener Verleihgesellschaft Excelsior ein. Jakob Fleck wurde nach dem »Anschluss« ins KZ Dachau verschleppt, seiner Frau gelang es, ihn Ende 1939 freizubekommen und mit ihm nach Schanghai zu fliehen. Kein Glück hatte einer der Produzenten, Siegfried Lemberger. Er wurde ein Opfer der Naziverfolgung. (Armin Loacker)