UNERWÜNSCHTES KINO II: DEUTSCHSPRACHIGE EMIGRANTENFILME 1934–1937
CSÁRDÁS
Weil die erwartete Verwandtschaft ausbleibt, begeben sich Herr und Frau Helwig auf einen Lokalbummel, der in feuchtfröhliche Ausgelassenheit ausartet. Während in den Bars getrunken wird, steigt Gentlemandieb »Monokel-Freddy« mit seiner Partie in die Villa Helwig ein. Die Vergnügungstour des Ehepaares wird abrupt von einer Razzia beendet. Auf der Polizeistation klärt sich so manches aufgelaufene Missverständnis auf, und auch den Dieben geht’s an den Kragen. CSÁRDÁS ist eine temporeiche Ehekomödie im Großstadtgewand mit einer frivol-draufgängerischen Hauptdarstellerin, was konservative Kritiker nicht goutierten. So beurteilte Der gute Film das »Sich-ansprechen-lassen« der verheirateten Frau und ihren reichlichen Alkoholkonsum als »geschmacklos«. Die Hauptattraktion war und ist Max Hansen. Sein pfiffiges Jungengesicht, sein sicheres Gespür für visuelle Wirkung und Timing sowie seine einprägsame Stimme machten ihn zum idealen Tonfilmkomiker. Den Unmut Nationalsozialisten hatte sich Hansen 1932 zugezogen, als er Hitler in einem seiner Schlager als homosexuell verspottete. Dies war sein vorletzter Auftritt in einem deutschsprachigen Film. (Armin Loacker)