Retrospektiven
 

Balkan Dreams/Balkan Realities

Zwischen Welten

20.3.–10.4.2024

Termine

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In Wien, heißt es, beginnt der Balkan vor der Haustüre. Schon im alten Österreich gilt er als großes Mythenreservoir zwischen Orient und Okzident. Und seit damals prägen seine Bewohner und ihre Traditionen auch unseren Lebensalltag. Der Krieg in den 1990er-Jahren stellt in diesem Zusammenhang eine Zäsur dar: Der einstige »Wunderort« wird plötzlich Schauplatz realer, brutaler Ereignisse, die auch hierzulande Spuren hinterlassen, die Gesellschaft verändern – somit auch das Kino.

 

Die Filmschau wirft einen Blick zurück auf die turbulenten letzten 30 Jahre, zeigt anhand einiger wesentlicher Positionen aus dem Spiel- und Dokumentarfilmbereich die wechselseitigen Einflüsse zwischen dem österreichischen und dem »Balkankino« und versucht dabei jenen Weg nachzuzeichnen, der beide Kinematografien in einem gemeinsamen europäischen Kino zusammenführt.


Balkan Dreams/Balkan Realities

Retrospektive vom 20. März bis 10. April 2024

Kurator

Florian Widegger

Ticketreservierung

reservierung@filmarchiv.at
+43 1 512 18 03 (täglich 14:00–21:00)

Spielort

METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010 Wien
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Filme aus dem damaligen Jugoslawien bzw. den heutigen Nachfolgestaaten sind seit vielen Jahren fixer Bestandteil in der Programmarbeit des Filmarchiv Austria. Die faszinierende Bandbreite an Filmsprachen und künstlerischen Zugängen, aber auch die anhaltende Aktualität von Themen wie Krieg und Vertreibung, Nationalismus und Solidarität, Überlebenskampf und Alltagsflucht in Zeiten gesellschaftlicher Transformationsprozesse geben sowohl Filmschaffenden als auch Publikum dies- und jenseits der Grenzen immer wieder und aufs Neue Stoff für Auseinandersetzung.

 

Enorme Vielfalt auf kleinstem Raum – was in Wien für manche Bezirke gilt, gilt für den Balkan als Region. Trotz seiner Lage »vor der Haustür« eröffnen sich auf der Leinwand völlig neue Welten. Als bunt-burleske Tragikomödie, bitterböse Politfarce oder dokumentarische Bestandsaufnahme zeigen sich die filmischen Verarbeitungen von existenziellen Träumen und Realitäten, die mit den »Gastarbeitern« in den 1960er- und 70er-Jahren und später mit den Flüchtenden vor Krieg und Genozid auch hierzulande angekommen sind.

 

So zeigt die Retrospektive neben den scharfen, kritischen und selbstironischen Innenansichten von Kusturica & Co auch, wie heimische FilmemacherInnen die Geschehnisse und Entwicklungen in Bosnien und Herzegowina, Serbien oder Albanien seit den letzten 30 Jahren reflektieren. Reinhard Jud, Nikolaus Geyrhalter oder Goran Rebić nähern sich dabei aus durchaus unterschiedlichen Richtungen an, gemeinsam ist ihnen ein empathischer Blick auf von ihrer Heimat Entwurzelte: Jugendliche, die in einer neuen Umgebung ein neues Leben beginnen, Menschen, die alltäglich mit den Folgen des Krieges konfrontiert sind, Familien, die selbst in der Fremde von den Verwerfungen zerrieben werden. Produktionen wie Pjer Žalicas GORI VATRA oder Jasmila Žbanićs Berlinale-Sieger GRBAVICA (Co-Autorin: Barbara Albert) stellen in den Nullerjahren weitere Etappen einer transeuropäischen Annäherung dar, die sich auch in der Realpolitik widerspiegelt. Der aktuellste Befund, den Sudabeh Mortezais doppeldeutig EUROPA betitelter Film ausstellt, versprüht allerdings nur wenig Hoffnung: Längst dominieren im einstigen »Friedensprojekt« beinharte Wirtschaftsfragen, vermeintliche Fortschrittsversprechen sind eng mit Ausbeutung und innereuropäischen Machtgefällen verbunden. In diesem Sinne gibt diese Rückschau auch Anlass für zukünftige Diskussionen. (Florian Widegger)

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